Nachwuchsgewinnung unter Pandemiebedingungen

 

Ein Bericht zu dem ersten digitalen "Karriereabend Justiz"

Da der Bedarf an personeller Verstärkung im richterlichen Bereich und bei der Staatsanwaltschaft auch in Zeiten der Pandemie konstant hoch geblieben ist und wohl auch in Zukunft so bleiben wird, hat das Kammergericht in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung eine bereits in der Vergangenheit zur Nachwuchsgewinnung erprobte Präsenzveranstaltung nun in ein coronakomformes Online-Format gegossen. Der erste digitale Lauf der Veranstaltung „Karriereabend Justiz“ erfolgte am 17. November 2020 mittels der Videokonferenz-Software Cisco Webex unter Moderation von Frau Klamt (Leiterin der Referendarabteilung). Mit Frau Dr. Schröder-Lomb als Vizepräsidentin des Kammergerichts und langjähriger Präsidentin des Amtsgerichts Wedding konnte eine mit den Belangen der Proberichterinnen und Proberichtern vertraute und auch im Übrigen sehr erfahrene Richterin als Referentin gewonnen werden. Frau Wettley und Frau Dr. Wyes-Scheel brachten von Seiten der Senatsverwaltung und des Kammergerichts ihre große Erfahrung ein. Stellvertretend für die Proberichterinnen und Proberichter waren die Autorin und der Autor dieses Artikels (virtuell) anwesend. Eingeladen zu der Veranstaltung waren sämtliche Referendarinnen und Referendare im Bundesland Berlin.

Ablauf

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Referentinnen und Referenten auf dem virtuellen Podium berichteten diese detailliert von ihrer Laufbahn in der Justiz, der Motivation sowie ihrem aktuellen Alltag in der Justiz. Frau Dr. Schröder-Lomb betonte dabei insbesondere die soziale Verantwortung des Berufes und ihre Freude daran, dass die Arbeit in der Justiz in hohem Maße sinnstiftend ist.

Im Anschluss folgte dann der interaktive Teil des Abends. Dabei hatten die Referendarinnen und Referendare bereits vorab die Möglichkeit, die ihnen unter den Nägeln brennenden Fragen schriftlich an die Senatsverwaltung zu übersenden. Die Fragen wurden dann – durch Frau Klamt in Kategorien gegliedert – von den Teilnehmern des Podiums im Einzelnen beantwortet. So erläuterte Frau Wettley detailliert die Voraussetzungen für die Aufnahme in den richterlichen Probedienst und Frau Dr. Wyes-Scheel gab Auskunft über das Bewerbungsverfahren sowie den genauen Ablauf der Probezeit. Ebenso von großem Interesse war die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Karrieremöglichkeiten in der Justiz.

Auch während der Veranstaltung waren Fragen seitens der Referendarinnen und Referendare mittels Chatfunktion jederzeit möglich, wovon auch rege Gebrauch gemacht wurde. Die so aufgekommenen Fragen wurden dann von Frau Klamt bestimmten Themenkomplexen zugeordnet und anschließend in der jeweiligen Kategorie von den Referentinnen und Referenten spontan beantwortet.

Fazit

Aus unserer Sicht war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Dies spiegelt sich bereits in den reinen Zahlen wider: Im Durchschnitt waren während der gut zweistündigen Veranstaltung etwa 375 Referendarinnen und Referendare zugeschaltet – vermutlich weitaus mehr als an einer Präsenzveranstaltung teilgenommen hätten. Aber auch inhaltlich wurden genau die Themen angesprochen und Fragen beantwortet, über welche wir uns vor unserer eigenen Bewerbung für die Justiz den Kopf zerbrochen haben. Während sich viele unserer Fragen und Unsicherheiten erst im Laufe der Probezeit allmählich beantworteten und auflösten, erhielten die Teilnehmenden Dank des neuen Formats nunmehr schon vorab diese Möglichkeit. Dies halten wir vor dem Hintergrund der Nachwuchsgewinnung für sehr sinnvoll: Zum einen da durch dieses Mehr an Transparenz etwaige Hürden für eine Bewerbung bereits vorab genommen werden können. Und zum anderen motiviert dieser direkte Einblick in unsere Arbeit hinsichtlich der Berufswahl noch unentschlossene Referendarinnen und Referendare, eine Tätigkeit in der Berliner Justiz in Erwägung zu ziehen. Nicht zuletzt zeigt die Berliner Justiz mit der Organisation und Durchführung des virtuellen Karriereabends ihre Innovationsfreudigkeit, welche im Rahmen der Nachwuchsgewinnung ein wichtiger Aspekt ist.

 

Kathrin Pieper

Dr. Felix Loth